privates & unterwegs

Das Olympische Dorf von 1936 oder die höllische Radtour

Inspiriert von dem einestages-Artikel “Autogrammjäger im Geisterdorf”  wollte ich als interessierte Geschichtsstudentin aus Berlin das Olympische Dorf in Dallgow-Döberitz einmal live erlebt haben. Also setzten Gilly und ich uns am 02.05.2009 auf unsere Drahtesel und gestalteten die Besichtigung als kleine Radtour. In Charlottenburg gestartet ging es durch Spandau über den Europaradweg also ins Berliner Umland.

Olympiadorf Elstal bei Berlin umland berlinbär

Die Strecke war angenehm eben bis bergab und das Wetter war einfach fantastisch. Allerdings wurde der von mir ausgesuchten Route mit diesem Schild ein jähes Ende gesetzt:

bundesstrasse

Also mussten wir nun außen rum einen ausgeschilderten Radweg nehmen. Ab Dallgow-Döberitz konnten wir den richtigen Weg mangels übersichtlicher Ausschilderung nicht mehr weiterverfolgen und sind dann irgendwann auf einem sandigen Weg gestrandet:

gestrandet

Also dachte sich Gilly “einfach eine Straße neben den Bahnschienen suchen” und fand mit Hilfe einer Brücke auch einen Feldweg neben den Schienen. Also immer brav den Bahnschienen nach in Richtung Ziel 😉

neben den Schienen lang

Aber auch hier galt: “Zu früh gefreut”, denn es kam wie es kommen musste und ca. 1,5km vorm Ziel (der Bahnhof zu dem wir wollten war schon in Sichtweite!) endete der Weg plötzlich!

Sackgasse

Da wir allerdings keine Lust hatten wieder umzukehren und einen neuen Weg zu suchen, haben wir uns dazu entschlossen das kleine Stückchen neben den Bahnschienen die Räder zu schieben. BÖSER FEHLER!

  1. Wimmerte Gilly ständig, dass er Angst hätte die Bahnpolizei rückt an und/oder der Zugverkehr würde unterbrochen werden (ärger!) – Ich glaube er hat das sogar so getwittert.
  2. Der Weg war mit Dornen übersäht

Es ist schon ein ziemlich berauschendes Gefühl, wenn ein ICE mit Tempo 250 ca. 3 Meter neben einem langrauscht.

Hier mal ein Bild, anhand dessen Ihr Euch vielleicht vorstellen könnt, wie eng es da zu ging. Wir sind außen an den strommasten vorbeigelaufen, man wollte ja auch nicht vom Zug erfasst werden:

schienen

Immerhin konnte Gilly bei dieser Aktion ein Bild machen, dass man sicher nicht alle Tage auf einer ICE Trasse machen kann:

schienen 2

Nach 20 Minuten Spießroutenlauf waren wir dann endlich am Bahnhof angekommen und haben auch eine Brücke zum überqueren der Schienen gefunden, denn wir waren uns einig, dass wir unter keinen Umständen die Bahnschienen überqueren werden. Als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen, dass wir uns die letzten 100 Meter durch mannshohe Sträucher schlagen mussten, lag dann zwischen uns und der Brücke auch noch ein „unüberwindbarer Fluss“. Nun gut eher ein Bach, der allerdings ziemlich tief war.

reissender Fluss

Da wir nun aber schon zwei mal nicht umdrehen wollten haben wir doch noch eine Übergangsmöglichkeit gefunden (irgend so ein Betondingens von der Bahn, auf dem ein Signal stand) über das wir unsere Räder und uns rüberhieven konnten.

Endergebnis des Wildnislaufs: 4 platte Reifen! Also mussten wir die Räder am Bahnhof stehen lassen. Kleine Entschädigung war die 100-Jahrfeier des Bahnhofs Elstal (heute Wustermark), welcher mit einer kleinen Ausstellung und einem Volksfest begangen wurde.

fest elstal

Aber natürlich hatten wir bei dieser kleinen Pause unser Ziel nicht aus den Augen verloren. Also trabten wir den steilen Weg in praller Mittagssonne hoch, von dem wir annahmen, er würde zum Olympischen Dorf führen. Nach weiteren 2 Kilometern und dank Google Maps (welches allerdings bis hierhin keine große Hilfe war!) fanden wir dann auch das unausgeschilderte Objekt der Begierde: Das olympische Dorf!

olympische dorf elstal bei berlin

Für 1,00 Euro Eintritt konnten wir nun das 550.000 m² große Gelände erkunden.


Größere Kartenansicht

Mein Interesse wurde durch den stark zerfallenen Zustand leider arg enttäuscht, die zum Teil liebevoll restaurierten Gebäude waren nicht betretbar und Gillys Kameraimpressionen nach all den Strapazen sehen positiver aus, als dieses historische Flächendenkmal in Natura ist.

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Mein Fazit: Eine wirklich tolle und aufregende Radtour ist das gewesen. Ausflüge mit Schülern zum Olympischen Dorf kommen für mich allerdings nicht in Frage.

Notgedrungen fuhren wir also mit dem nächsten Regionalzug zurück nach Berlin.

räder im Zug

Am Zoo angekommen wollten wir direkt unsere Räder wieder fit bekommen. Also ab zu Karstadt Sport Schläuche und Werkzeug kaufen. Leider waren die Schrauben an meinem Rad aber unlösbar fest gezogen. Also wieder ab in die Bahn und zu unserem Fahrradhändler um die Ecke, damit der die Schrauben kostenlos löst. Nach einer Stunde hatten wir es dann auch geschafft! Insgesamt entfernten wir -in für mich rasantem Tempo – mindestens 20 Dornen aus den Mänteln. Und nach dem letzten, noch versteckten Dorn, hatten wir dann auch alle 5 Reifen gewechselt 😉

Somit beendeten wir den Ausflugstag ganz im Sinne des olympischen Geistes

die olympischen fahrradschläuche

Update: Video zum olympischen Dorf von GHWP:

http://youtu.be/udX_qk0hQeI

11 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Ricarda sagt:

    Das war tatsächlich eine höllische Radtour!
    Ich kann nur erahnen was ihr da durchgemacht habt.
    Aber wenigstens könntet ihr die Fahradschlauchindustrie ein bisschen ankurbeln 🙂

  2. Schrottie sagt:

    Also wenn ich das Foto mit dem Verbotsschild korrekt erkenne, dann ist es direkt am Stadtausgang an der B5 entstanden. Und genau von da aus führt ein wunderbar auffindbarer Radweg direkt nach Elstal. Okay, am Havelpark muss man ein wenig aufpassen, aber sonst… 😉

  3. Bine sagt:

    @ Ramón: Also an die Sternfahrt hab ich noch gar nicht gedacht. Aber wenn die diesen Samstag ist, dann wär das schon eine Überlegung wert. Von z-Dorf über die AVUS oder so. Mal sehen 😉

    @ Schrottie: Das Schild zeigte nur den Anfang vom Ende. Tatsächlich haben wir uns erst nach dem Havelpark verfranst. Vor allem dann in Dallgow selbst…waren plötzlich auf der falschen Seite der Schienen 😉

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