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Der seltsame Fall des Honor 8 Pro

Ich war neulich beim Deutschland-Start des Honor 8 Pro hier in Berlin. Dort habe ich auch gleich ein Testgerät mitbekommen. Falls ihr euch erinnert, ich habe auch ein Honor 8 und war mit diesem mal einen Tag in Berlin unterwegs und war damit sogar in Athen. Nun ist das Honor 8 Pro quasi eine größere und etwas bessere Version des Honor 8. Es hat ein größeres Display (5,7″ vs. 5,2″), einen besseren Prozessor, mehr Arbeitsspeicher, 64 GB internen Speicher und so weiter und so fort. Ich war bei der Präsentation auch ziemlich gehypted. Bis zeitgleich eine E-Mail mit der Pressemitteilung und dem Preis des Gerätes reinflatterte.

Honor 8 Pro vs Honor 8: Metal-Gehäuse vs. Glas-Rückseite

Das Honor 8 habe ich wirklich vielen Leuten empfohlen, weil da das Preis-Leistungsverhältnis in meinen Augen einfach stimmte.

Nun ist da aber das Honor 8 Pro. Honor ruft dafür stolze 549€ auf. Vergleicht man das mit einem Galaxy S8 (799€) oder dem G6 (749€). Dann mag das zwar günstig klingen, aber das Honor 8 Pro spielt einfach nicht in der gleichen Liga.

Klar, die technischen Daten sind spitze, es ruckelt nichts, die UI – Android 7 mit EMUI 5.1 – ist flüssig, Spiele laufen nicht zuletzt dank der Vulkan API flüssig und Multitasking ist wunderbar schnell. Aber da sind auch ein paar Probleme. Das größte Problem ist in meinen Augen, dass das Honor 8 Pro nur ein paar Piepen billiger als das Huawei Mate 9 (577€ auf Amazon) und sogar teurer als das Samsung Galaxy S7 (463,90€) ist.

Honor 8 Pro vs. Huawei Mate 9

Davon mal ab, erlaubt die Dual-Kamera endlich den Zugriff auf die monochrome Kamera, das ging beim Honor 8 noch nicht. Leider hat das Honor 8 Pro aber keinen optischen Bildstabilisator und der 2x 12-Megapixel-Kamera-Sensor kann für den Preis dann irgendwie auch nicht zu 100% überzeugen, zumindest der Farb-Sensor nicht. Da holt man aus dem deutlich günstigeren S7 deutlich mehr aus der Kamera aus.

Der Pro-Modus, den man beim Huawei Mate 9 bekommt ist außerdem deutlich umfangreicher und dort im Gegensatz zum Honor 8 Pro auch im Monochrome-Modus nutzbar. Auf die schicken Leica-Filter muss man ebenfalls verzichten.

Beispiel-Bilder:

Mehr Fotos gibt es in voller Auflösung in diesem Flickr-Set.

Was mich ebenfalls etwas gestört hat: Die Sättigung des Displays (2560×1440 Pixel mit 515 ppi) ist extrem überdreht. Das mag bei Spielen vielleicht ganz spaßig sein, aber bei Fotos oder Videos empfand ich das eher als unangenehm. Das ging sogar soweit, dass ich die mit dem Honor 8 Pro gemachten Farbfotos, via Dropbox zu meinem Huawei P10 geschickt habe, um die Fotos da für Instagram zu bearbeiten.

Honor 8 Pro vs Mate 9: Falsch kalibriert?
Honor 8 Pro vs Mate 9: Falsch kalibriert?

Auf dem Honor 8 Pro sehen die Fotos nämlich super farbenfroh und knallig aus, sind aber in Wirklichkeit eher etwas farblos. Das ist etwas, das meiner Meinung nach an- und abschaltbar sein muss. „Hey, du startest ein Game, sollen wir das Display in den Super-Duper-Bunt-Modus schalten?“.

Und dann ist da die Position des Fingerabdrucksensors. Ich habe nicht gerade kleine Hände, aber ich muss immer umgreifen, um da ranzukommen. Das ist unbequem und doof 🙁

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Lautsprecher. Der Fokus scheint bei Honor bei diesem Gerät auf Gamern ausgerichtet zu sein. Daher finde ich es ein wenig unverständlich, dass man nur einen blechern klingenden Mono-Lautsprecher unten am Gehäuse angebracht hat. Stereo in Kombination mit dem Ohrhörer hätte dem Gerät gut zu Gesicht gestanden.

Ich könnte jetzt mit dem Gejammer beim Akku, der Frontkamera, der Video-Qualität und der Hitze-Entwicklung beim Spielen weitermachen, möchte aber lieber zu einem Fazit kommen.

Das Honor 8 Pro ist eigentlich kein schlechtes Smartphone. Die Tech-Specs stimmen, die Verarbeitung ist makellos und Features wie Dual-Sim, ein IR-Blaster (um es als Fernbedienung zu benutzen) sind nice to have.

Weil aber eben 549€ aufgerufen werden, fällt es mir schwer, hier von guter Preis-Leistung zu sprechen. Dafür hat das Gerät einfach zu viele „Macken“, über die man sich bei diesem Preis ärgern könnte. Es wurden einfach zu viele Kompromisse gemacht. Speziell bei der Kamera und dem Lautsprecher hätte man mehr rausholen können. Ich lehne mich mal ein bisschen aus dem Fenster und behaupte: einige dieser Dinge hätte man besser machen können, wenn man das Smartphone nicht auf Teufel komm raus hätte so dünn machen müssen. Ein paar Millimeter mehr und alles wäre vielleicht gut gewesen 🙁

Ich bin mir sicher, dass Hardcore-Fans der Marke Honor darüber hinwegsehen und froh sind, ein ordentliches Flaggschiff zu bekommen. Schaut man aber über den Tellerrand, ist man dann vielleicht doch besser mit einem Flaggschiff aus dem Vorjahr, einem OnePlus 3T oder eben dem Huawei Mate 9 bedient.

Schade und Sorry Honor, vielleicht können wir ja trotzdem Freunde bleiben. Ich bin schon gespannt auf das Honor 9 😉

3 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Tobi sagt:

    Ich habe mir vor wenigen Tagen das Xiaomi Redmi Note 4X Global (mit LTE Band 20) geholt. Für den Preis von unter 200 Euro unschlagbar gut 🙂

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