Seit ich 2012 mit Ford auf der NAIAS in Detroit war, hege ich ein eigenartiges Interesse für die Stadt. Keine Ahnung warum. Das dort Erlebte war jedenfalls extrem surreal. Draußen vergammelnde Wolkenkratzer, drinnen die neusten High-End-Fahrzeuge, die sich draußen wohl kaum jemand leisten kann. Vor der Messe ein Streifenwagen, der in so erbärmlichem Zustand war, dass er in Deutschland sicher keinen TÜV bekommen hätte und daneben steht ein brandneuer Audi A8, der Besucher in teuren Anzügen durch die Gegend kutschierte. Auf dem Messegelände standen mehr Autos, als draußen in der City überhaupt unterwegs waren. Und über all dem prangt von überall aus der City gut sichtbar das GM-Logo am Renaissance Center. Fast so, als wolle man die Stadt ein wenig verspotten: hey, die Jobs sind weg, aber unser shiny Unternehmssitz ist noch hier.
Und obwohl Detroit im Grunde genommen völlig im Arsch ist, viele einfach abgehauen sind und das öffentliche System langsam aber sicher zusammenbricht, erinnern sich einige an die guten alten Zeiten und geben die Stadt nicht auf. Ich würde es der Stadt und ihren Bewohnern wirklich gönnen, wenn man die Lage wieder in den Griff bekommt. Interessanterweise scheint das völlig abgewrackte Detroit auf Start-Ups eine ähnliche Anziehungskraft wie das damals heruntergekommene Ost-Berlin zu haben: Block by Block, Detroit’s Startup Scene Revives a Great City. Vielleicht reicht der Aufschwung ja aus, das Ruder wieder herumzureißen.
Im Video ‚City on the Rise‘, das Teil der ‚We The Economy‚-Serie ist, lässt Eric Alexander-Hughes die Geschichte von Detroit kurz Revue passieren und lässt ein paar Leute zu Wort kommen, die sowohl über die Vergangenheit als auch über die Zukunft sprechen. Sehr sehenswert.
https://vimeo.com/102570343
Doku über den „Untergang“ von Detroit und einem kleinen Lichtblick für die Zukunft http://t.co/pmPGnD5oUS cc @KoelnFormat