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„…in Afrika hungern Kinder“ – Ja dann tu doch verdammt noch mal was dagegen!

Ihr kennt das. Man postet ein Foto von Essen auf Facebook und BÄMM völlig unerwartet kommt aus irgend einer Ecke das Argument „Du frisst dich fett und in Afrika hungern Kinder“. Das passiert auch gerne mal Offline, wenn man nicht aufgegessen hat. Der Punkt ist der: Natürlich hat derjenige recht. Wir sind hier privilegiert, wissen nicht mal was Hunger überhaupt ist. Jeder von uns dürfte zu jeder Zeit ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln gehabt haben.

Nun ist es aber so, das der Einwurf dieses Arguments keinem hungernden Kind in Afrika weiterhilft. Jeder dürfte wissen, dass es Hunger in Afrika (und vielen anderen Teilen der Welt!) gibt.

Ich finde daher, wir sollten ein Kinder-In-Afrika-Phrasenschwein einführen. 

Wer dieses Argument also zukünftig verwenden möchte, sollte sich erst einmal überlegen, was er selbst dagegen getan hat, dass Kinder und Menschen hungern müssen. Nichts? Gut, dann Spende eine Kleinigkeit und lass dann den Moralapostel raushängen. Ansonsten ist das Argument nämlich einfach nur scheinheilig.

Wem denn Spenden?

Es gibt eine Vielzahl Organisationen, die sich speziell mit dem Thema Hunger beschäftigen. Ich persönlich finde es ziemlich super, was die Leute vom WFP auf die Beine stellen:

Hunger | The World's Greatest Solvable Problem

Das Video wird erst geladen, wenn du auf den Play-Button klickst. YouTube-Datenschutzerklärung

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (englisch UN World Food Programme, WFP) ist eine gemeinsam von der Generalversammlung der Vereinten Nationen und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) getragene humanitäre Einrichtung und die wichtigste Institution der Vereinten Nationen im Kampf gegen den globalen Hunger. 2011 hat das WFP 99,1 Millionen Menschen mit Ernährungshilfe in 75 Ländern unterstützt. Größtenteils handelt es sich dabei um die Versorgung von Menschen in Not mit Nahrungsmitteln nach Naturkatastrophen, Dürren oder gewalttätigen Konflikten. Außerdem hilft das WFP auch Menschen in Gebieten mit dauerhaft schlechter Ernährungslage und führt dort Entwicklungsprojekte durch. Hierzu zählen Schulspeisungsprogramme für etwa 25 Millionen Kinder pro Jahr in 60 Ländern, oder so genannte Food-for-Work-Programme, bei denen Menschen Nahrungsmittel als Ausgleich für ihre verrichtete Arbeit erhalten, die der nachhaltigen Entwicklung dienen – etwa dem Bau von Brunnen oder Bewässerungskanälen. – Wikipedia

Auf der deutschen Seite vom WFP sind Spenden per Lastschrift (SEPA) oder per Kreditkarte möglich. Auf der internationalen Seite kann man auch mit PayPal spenden.

Update 2021: Schaut euch bitte auch mal die Share-The-Meal-App des WFP an. Einfacher geht Spenden wirklich nicht:

How can you change the world with just $0.80

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Und wenn ich ganz einfach kein Geld habe? 

Dann bringe nicht nur das Argument vor, sondern erkläre den Leuten, wie sie helfen können. Verlinke eine Hilfsorganisation oder so. Hauptsache du hast das Argument nicht nur gebracht um zu Provozieren, denn dann bist du ein Troll. Und Trolle soll man ja nicht füttern. Klar?

Und was hast du jetzt gegen den Hunger getan? 

Na was wohl, gespendet. Mache ich übrigens regelmäßig.

Bildschirmfoto 2014-07-17 um 17.14.46

Ich höre immer nur Afrika, was ist mit Kindern in Deutschland? 

*seufz*… Ja, auch in Deutschland hungern Kinder. Aber auch hier musst du dich beim Vorbringen dieses Argumentes fragen: Was hast du dagegen getan?

//Foto CC by UNAMID-Photo//

17 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Tosa sagt:

    Naja, Hunger ist nur die Auswirkung. Die Welthungerhilfe gibt es seid ewigen Zeiten, trotzdem hungern arme Kinder, Katzenbabys und andere Geschöpfe mit fotogenen großen Augen immer noch. Weil sich damit Geld verdienen lässt. Geh‘ doch dem System nicht auf den Leim.

  2. pygospa sagt:

    Auch wenn Du völlig recht hast und ich finde dass es insgesamt ein schöner Artikel und Gedankengang ist, möchte ich eine kleine Ergänzung anbringen.

    Dieser Satz sollte nämlich ursprünglich mal die Leute ein wenig zum Nachdenken anregen, wenn sie sich verschwenderisch verhalten. Klar, kocht man mal zu viel, dass ist dann doof. Es gibt aber auch Menschen, die kochen ständig zu viel, weil man lieber zu viel kocht hat, als dass man am Ende zu wenig gekocht hat. Und die Reste schmeißt man dann natürlich weg, weil an zwei Tagen das selbe Essen aufzustischen, dass geht ja nun auch nicht.

    Oder in der Schule, da gab es damals Mitschüler, die haben sich immerzu Fladenbrot gekauft, die hälfte davon gegessen, und die andere Hälfte zu Kugeln geknetet um sich damit zu bewerfen, Fußball zu spielen, etc.

    Und das ist eben völlig daneben, solchen Menschen sollte man auch mal vor Augen führen, was sie da anrichten und welche Konsequenzen ihr Verhalten hat. Allerdings hat das nach meiner Auffassung in den letzten 10-20 Jahren auch stark abgenommen; zu Zeiten von Euro-Kriese spart man nunmal mehr und hat das auch als Verschwendung erkannt, denke ich.

    Aber prinzipiell *kann* man diesen Satz auch benutzen, ohne gleich ein Troll sein zu müssen 😉 Es kommt natürlich auch immer mit auf den Kontext an. Aber Du hast natürlich recht, er wird inflationär häufig verwendet und sich immer nur über andere aufzuregen, anstatt die Energie mal in etwas konstruktives zu stecken und etwas gegen die Situation zu tun; diese Aufforderung finde ich sehr begrüßenswert und Deine Idee des „Kinder-In-Afrika-Phrasenschwein“ sollte unbedingt Schule machen! Gerade wenn sowas als Kommentar auf Essensfotos kommt, weil das ist ja nun so garnicht angebracht…

    1. pygospa sagt:

      PS: Als Ergänzung – viel schlimmer finde ich es übrigens heutzutage, wie unglaublich verschwenderisch mit Trinkwasser umgegangen wird. Gerade im Badezimmer lassen viele Menschen das Wasser einfach laufen, z.B. während sie sich rasieren. Oft kann man hier auch einfach mal den Stöpsel stecken und z.B. seinen Rasierer im stehenden Wasser ausspühlen, und damit mehrere Liter frisches Trinkwasser „sparen“ das sonst einfach ungenutzt ins Klärwasser gespült wird. Das sind winzige Maßnahmen, die schon *sehr* viel bewirken würden – insbesondere wenn sie jeder beherzigen würde. Und es schont zugleich den Geldbeutel. Und wenn man das Geld dann eh hat, kann man das Mehr-Geld nach dieser Maßnahme ja auch für Brunnenbau-Projekte in Afrika spenden 😉

      1. Enrico sagt:

        Da ich dieses Wasser-sparen im Rahmen der ALS Ice Bucket Challenge jetzt schon ungefähr 1000x gehört habe: was glaubst Du, passiert, wenn ich jetzt Wasser spare. In einer der wasserreichsten Regionen der ganzen Welt. Kommt dann auch nur ein Tropfen davon in Afrika an? Oder anderswo, wo es gebraucht wird? Nein, unsere Wasserwirtschaften lassen es dann einfach ins Gulli laufen. Weil es weg muss.

        Und unser geklärtes Wasser ist sauberer, als an vielen Orten das Trinkwasser.

        Das ist kein Aufruf zur Verschwendung, aber das Thema Wasser sparen ist einfach nutzlos. Achtet lieber auf eure Lebensmittel, die kaufen „wir“ zum Teil in Afrika zu Spottpreisen, während die dort hungern. Damit fördert man deren Probleme.

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