Social / Blogosphäre

Stell dir vor, dein kompletter Google-Account wird gelöscht… (mach das wirklich mal!)

Ich bin eigentlich ein großer Google-Fan. Es gibt kaum einen Dienst den ich nicht nutze. Allerdings hat diese Liebe zu Google vor einiger Zeit einen schweren Knacks abbekommen und es schleicht sich nun ein gewissen Misstrauen ein.

Der Auslöser:

Der ein oder andere hat es vielleicht mitbekommen. Google hat vor Kurzem die Zugänge meiner guten Freundin Luci und von Blogger-Kollege Kay (aka ‚Technikfaultier) gelöscht / gesperrt.

Hier die Blogposts von den beiden dazu:

Zack, bumm. Beide waren sehr aktiv auf YouTube. Alle Videos weg. Beide hatten nur selbstgedrehte Sachen auf ihren Kanälen. Sprich: Da ist mit einem großen Schlag haufenweise guter Content aus dem Netz gefegt worden. Klar, die Videos haben die beiden natürlich noch als Backup, aber es wurde ja auch eine komplette Community ausgelöscht.

Luci schrieb in meinem Google+-Post dazu:

Es ist einfach nur erschreckend wie schnell und ohne jegliche Vorwarnung YouTube und Google einfach einem die ganze Arbeit und Community loeschen koennen. Seit 2 1/2 Jahren veroeffentliche ich jede Woche ein Video. Drumherum hat sich eine Community gebildet, die mir und auch einigen anderen sehr wichtig ist. Klar, die Videos existieren noch auf Vimeo etc, aber die Community wurde einfach „ausgerottet“. Sicherlich gehoert der Service Google und theoretisch koennen die damit (und mit unseren Benutzerkonten) machen was sie wollen. […]

Tja. Sie hat zwar mittlerweile wieder Zugriff auf Ihren Account, aber die Videos bleiben gelöscht. Alle Kommentare weg! Alle Abonnenten weg. Alle, die ihre Videos eingebunden hatten (ich habe hier selbst eines), haben jetzt ein Stück Content weniger. Ich weiß, wie sehr Luci an Ihrem YouTube-Account hing. Sie hat oft erzählt, wie sehr Sie sich über Kommentare gefreut hat und wie viel Spaß Sie mit der Community hat(te).

Es ist schon ziemlich hart, dass ohne jede Vorwarnung die Google-Konten der beiden komplett gekillt wurden. Zumindest von Luci weiß ich, dass Sie, ohne bösen Willen, gegen eine Richtline von YouTube verstoßen hat. Ich möchte da gar nicht weiter drauf eingehen. Was mich aber wirklich ärgert: Ein kleiner Fehltritt (Das war wirklich nichts schlimmes und schon gar nichts vorsätzliches, glaubt mir!), sorgt dafür, dass dein halbes Online-Leben ausgelöscht wird. Eine Warnung per E-Mail scheint ja zu viel Arbeit zu sein.

Kommen wir zum eigentlichen „Problem“ mit Google

Das grundlegende Problem ist folgendes. Google bietet uns eine große Vielzahl toller Dienste an. Vieles davon kostenlos und mit einigen Sachen kann man auch noch Geld verdienen. Dafür bin ich dankbar. Das man allerdings um sein Google-Konto bangen muss, nur weil man mal irgendwo gegen die Nutzungsbedingungen verstößt ist einfach zu hart.

„Aber Gilly, das sind die Regeln, daran muss man sich halt halten“.

Ja, das stimmt. Aber schaut euch mal die Nutzungsbedingungen von Adsense, YouTube, Picasa, Google+, Drive usw an. Man kann so unendlich viel falsch machen! Ganz ohne böse Absicht. Man handelt ja selbst auch meistens nach dem Motto ‚Don’t be evil‘. Man weiß so grob was geht und was nicht. Aber man ist auch mal schnell in ein Fettnäpfchen getreten. Das passiert uns allen Offline, warum sollte es also nicht auch Online passieren.

Denkt mal über eure Abhängigkeit zu Google nach!

Wie schon erwähnt, bin ich selbst dankbarer Nutzer vieler toller Google Dienste. Für all diese Dienste nutze ich nur einen Account:

  • YouTube
  • Google+
  • Picasa Webalben
  • Analytics
  • Adsense
  • Gmail & Kontakte (inkl. Smartphone-Synchro)
  • Kalender
  • Google Drive / Google Docs
  • Google Reader
  • Feedburner
  • Google Play
  • Android
  • Chrome Synch

Während ich das hier aufzähle, merke ich, was es für mich persönlich und beruflich für ein Desaster wäre, wenn all das weg wäre…

  • YouTube dient mir ehrlich gesagt nur als Content-Plattform, um Videos dann hier im Blog einbinden zu können, trotzdem ärgerlich, wenn die Videos weg wären.
  • Ich habe auf Google+ ca. 1000 Leute eingekreist. Jeden einzelnen von Hand. Das ist eine ausgewählte und lieb gewonnene Community. Ein Quell der Unterhaltung aber auch eine News- & Content-Quelle.
  • 4 Jahre Analytics Daten würden verloren gehen. Dazu der Zugriff auf externe Analytics-Konten, die ich beruflich brauche.
  • Adsense. Wären 200-300€ die mir im Monat dadurch verloren gingen. Sehr ärgerlich!
  • Google Mail nutze ich noch nicht lange, ich bin allerdings vor kurzem komplett umgestiegen. Eigentlich war es so gedacht, dass Google Mail einfach nur als Mail-Client dient und meine eigenen E-Mail-Adressen abruft. Der Bequemlichkeit halber habe ich aber angefangen, die Gmail-Adresse zu verwenden. Nicht per E-Mail erreichbar zu sein, ist für mich beruflich der worst case.
    Da ich keine Visitenkarten aufhebe,  wären natürlich auch alle Kontakte weg…
  • Ohne den Kalender würde ich auch dumm dastehen. Da stehen Deadlines, Termine, Geburtstage und was weiß ich nicht alles drin.
  • Kein Zugriff auf Google Drive / Google Docs: Wäre ärgerlich aber nicht wirklich schlimm.
  • Ohje, ich will gar nicht darüber nachdenken, was wäre, wenn ich nicht mehr auf meinen Google Reader zugreifen könnte. Das all meine Abos weg wären und ich vermutlich einige Sites nie wieder finden würde, wäre vielleicht noch zu verkraften.
    Was für  mich aber wirklich schlimm wäre: Das riesige Archiv aller Beiträge, die so durch meinen Feedreader durchgeschleust wurden. Ich nutze mittlerweile für viele Sachen die Suche im Google Reader meist sogar vor einer normalen Google Suche.
  • Ohne Feedburner würde an viele Leute der Feed meiner Blogs nicht mehr ausgeliefert werden.
  • Google Play. Da wären gekaufte Apps für knapp 100€ weg.
  • Machen wir uns nichts vor, ein Android-Smartphone ohne Google-Konto und die oben erwähnten Dienste ist eigentlich nur ein ziemlich nutzloses Stück Plastik.
  • In Chrome sind all meine Bookmarks, wären die weg, wäre das auch ziemlich ärgerlich.

Macht Backups! Misstraut der Wolke!

Ihr seht, man lässt sich leicht verleiten, Google sein halbes Online-Leben anzuvertrauen. Man sollte aber Google und allen anderen Cloud-Diensten eine gesunde Portion Misstrauen entgegenbringen. Cloud-Dienste sind super, aber man hat einfach keine Garantie, dass die eigenen Daten sicher sind. Ein Account ist schnell geschlossen und Firmen wie Google und co. sitzen die Sache dann einfach aus.

Ich weiß, das klingt jetzt alles total Anti-Cloud und Anti-Google, aber das soll es gar nicht. Alles was ich euch mit auf den Weg geben will:

Backups, Backups, Backups!

Google macht es einem mit den Backups z.B. recht einfach:

Google Backup

Wenn ihr wissen wollt, wie das mit den Google-Backups funktioniert, schaut doch mal bei Caschy und Sascha.

tl;dr

Google Doodle Katze

Ich mag Google. Sehr sogar. Aber nach der Auflistung oben fühle ich mich zu abhängig und schlecht abgesichert.

Daher noch mal der Appell : Macht von allem Backups. Habt Alternativen zur Hand und denkt über mehrere Google-Konten nach, um Dienste zu trennen. Für Selbständige: Darüber nachdenken, Privat- und Firmen-Account zu trennen.

Ich werde auf jeden Fall den YouTube-Account auf einen anderen Google-Account übertragen (hier wird erklärt wie). Außerdem werde ich wieder meine eigenen E-Mail-Adressen statt der Google-Mail-Adresse verwenden.

Vielleicht lasse ich Google Mail auch ganz außen vor, habe mir heute mal die aktuelle Thunderbird-Version angesehen und finde die eigentlich ganz knorke.

//Fotos CC by Thomas Hawk & Steve Rhodes/Eulen-Photoshop: Gilly/Doodle: Google Inc. //

29 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Sebastian sagt:

    Danke für den Denkanstoss. Hatte ich schon lange mal vor. Werd einfach mal die wichtigsten Dinge grade zb bei Dropbox sichern. Für Picasaweb und YouTube wird es leider nicht reichen. Komme da auch ca. 20 GB 😉 Aber sind ja eh nur Kopien.
    Aber stimmt schon, man merkt gar nicht wie abhängig man von so einem großen Konzern ist.

  2. Markus sagt:

    Interessanter Artikel. Das Online-Leben ohne Google Dienste wäre wirklich hart :/ Hätte mich ja wirklich sehr interessiert, was genau dazu geführt hat, dass der Account gesperrt wurde. Damit man es selbst nicht falsch macht.

  3. Chris sagt:

    Gut das ich nur ZWEI der Dienste nutze (Reader und Feedburner) Meine Rede, bzw. die der vielen Cyberpunk-Romane: Großkonzerne werden die Zukunft gestalten; keine Menschen oder gemeinnützige Anbieter / Organisationen.

    …ich will hier nicht wieder meine Anarcho-Keule schwingen…aber wenn Google mir soviele Produkte „for free“ (das klingt so nett und gar nicht evil) anbietet, sollte ich mir (und ihr euch evtl auch…) mal überlegen, ob ICH nicht SELBER das Produkt bin; und ob ich das gutheiße, oder mich doch etwas dezentraler / selbstbestimmter orientieren will. Alternativen gibt es zu Hauf, auch wenn evtl. nicht ganz so fancy und aus einer Hand, wie Google es offeriert.

  4. Uff…ziemlich krasse Geschichte. Habe ich gar nicht mitbekommen. Ich denke auch schon darüber nach, das eine oder andere auf mehrere Dienste zu verteilen, damit die Abhängigkeit zu Google nicht zu heftig wird. Aber bei einigen Dingen wie z.B. AdSense gibt es gar keine wirkliche Alternative – vor allen Dingen in Deutschland nicht. Da ist es nicht einfach, zu wechseln.

    1. Chris sagt:

      Ich finde zb den Ansatz von stilananzeigen total gut. Ist zwar keine Alternative und wirkliche Kampagnen haben die auch nicht; aber die „Richtung“ in die die gegen, finde ich sehr löblich. Abwarten, neben G-Ads und Facebook-Werbung wird da sicher in der nächsten Zeit – weit abseits von Google – noch so einiges passieren…hoffe ich.

  5. Bavens sagt:

    Für mich ist der gesamte Artikel leider wertlos, weil Du nicht darauf eingegangen bist, was einem den Account kosten kann. Schade eigentlich.

    1. Gilly sagt:

      1. Die Überschrift verspricht ja nicht „So umgeht man, dass der Account gelöscht wird“.
      2. „Aber schaut euch mal die Nutzungsbedingungen von Adsense, YouTube, Picasa, Google+, Drive usw an“ -> Google: Nutzungsbedingungen YouTube (etc). Da findest du jeweils, was nicht erlaubt ist.

  6. Musenrössle sagt:

    Ja, so ist das leider… egal ob Google, Apple, Amazon, Facebook oder Microsoft…

    Man kommt kaum mehr um diese Firmen herum, außer man nimmt in Kauf, daß man das Internet nur noch sehr eingeschränkt nutzen kann und darum ist das ewige „Wenn dir deren Geschäftsbedingungen nicht passen, dann nutz sie eben nicht!“-Gerede an Dummheit auch kaum zu überbieten…

    Ich versuche dieses Problem, wenn ich es schon nicht lösen kann, zumindest durch Risikostreuung zu minimieren, sprich ich verteile meine Daten auf verschiedene der Firmen, nutze von keiner zu viele Dienste und wenn möglich weiche ich auf andere Anbieter aus.
    Ja und die eigenen Daten sind auf dem eigenen Computer sowieso besser aufgehoben als in irgendeiner Cloud…

  7. Sascha sagt:

    Danke fürs Verlinken. Die Möglichkeit zur Sicherung der Daten ist ja gegeben, aber wie das so ist mit Backups, die nicht automatisiert ablaufen: früher oder später fängt man an zu schludern, schiebt hier ein Backup auf und lässt da einen weiteren Backuptermin verstreichen, weil man gerade etwas anderes, total wichtiges zu tun hat. Und dann folgt das böse Erwachen, wenn man auf die Nase geflogen ist… und es zu spät ist :/

    Das Problem ließe sich sicherlich umgehen, indem man seine Dienste wieder ein wenig mehr auf verschiedene Anbieter verteilt. Doch selbst, wenn diese zentrale Fixierung auf wenige Anbieter gefährlich sein mag, weil man sich dann einseitig in eine Abhängigkeit begibt, liegt in dieser Zentralisierung ja zugleich auch der große Vorteil. Es ist nicht nur bequem, alles unter einem Dach zu haben, sondern die Verknüpfung der Dienste kann mitunter ja auch sehr nützlich sein. Das macht die Entscheidung schwer, ob man sich so einfach von manchen Diensten trennen will. Sichern sollte man dann jedoch in jedem Fall… und zwar regelmäßig, sonst nützt das alles nichts.

  8. DanielB sagt:

    Puh, da erwähnst du vielleicht ein Thema. Ich mag Googel ja auch und nutze sämtliche Dienste. Hinzu kommen eben noch AdWords und Webmastertools und hier läuft alles über einen Account. Lediglich AdSense habe ich getrennt. Da kann man schon ein wenig Angst bekommen…

  9. Andi sagt:

    Das ist wieder mal ein schönes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn wir unser gesamtes Onlineleben in die walled Gardens großer Konzerne – oder schlimmer noch: eines Konzerns – legen.

    Ich plädiere dafür, wieder so viel wie möglich selbst zu hosten. Eigenen Webspace für E-Mail und Blog, vielleicht seine eigene Cloud mit Kalender usw. Heute alles möglich! Analytics kann durch Piwik gemacht werden. Adsense könnte durch nettere Firmen wie Stilanzeigen ersetzt werden. Und es gibt viele kleine Schritte in Richtung dezentrale Soziale Netzwerke.

    Also Gilly, deine beschriebene Story war der Warnschuss: Trenne dich von allen Google Diensten, die gehen 🙂

  10. nk sagt:

    Mein erster Account wurde auch gesperrt. Alles was ich ein paar Tage nicht via Pop3 runtergeladen hatte, fehlt mir seit daher. Ich bin jetzt sehr vorsichtig geworden, gerade was Anmeldeaccounts, Online-Rechnungen etc. anbelangt. Web-Accounts bspw. sind abhängig vom E-Mail-Account, Du kannst nicht mal die E-Mail-Adresse oder das Passwort ändern, ohne darauf zugreifen zu können.

    Anti-Cloud ist richtig. Verwendet eigene Services, klickt Euch einen günstigen Hosting-Vertrag mit Domain und hostet selbst.

  11. Man muss nicht mal gegen Richtlinien verstoßen, damit das Youtube-Konto samt Community gelöscht wird. Bei mir war es einfach das Pech, irgendwie unbeabsichtigt in Google+ reingestolpert zu sein. Dann wollte ich dort wieder raus und ein paar Tage nach dem Löschen des Google+-Accounts merkte ich, dass mit der Warnung „Alle Ihre Daten bei Google+ werden unwiderruflich gelöscht“ auch mein Youtube-Account gemeint war. Alle Links auf die Videos irgendwo im Netz funktionieren dann natürlich auch nicht mehr.

    Was noch funktioniert: ich bekomme weiter Benachrichtungen, wenn Youtube-Member, die ich abonniert hatte, etwas hochladen. Ja, toll … 🙂

  12. Konstantin sagt:

    Ich mache gerade meinen allerersten Google Takeout – zu meinem Erstaunen auch nur knapp über 500 MB. Aber 30% of YouTube-Takeout failed (Youtube = ~700 MB) – fragt sich, was Google da von meinem digitalen Leben abknipsen will.
    Die Reader-Geschichte tat mir persönlich ehrlich gesagt nicht so viel an, vorher hatte ich meinen Content-Input in Google+ und Twitter aufgeteilt, der dann eher von Feedly zusammen gezogen wurde.

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