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Meine Mutter ist ausgewandert – Weihnachten auf Mallorca

Ich schreibe diese Zeilen gerade am Flughafen Palma de Mallorca (sitze im ‚Bier Garden‘!) und habe immer noch ein wenig das Gefühl, Protagonist in einer dieser Auswanderer-Shows zu sein.

Warum ich am 25.12. an einem Flughafen rumhänge? Meine Mutter ist vor 3 Monaten von Berlin nach Mallorca gezogen. Klischee olé!

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Mallorca: Nix mit „weiße Weihnacht“.

Das ganze passierte irgendwie recht plötzlich. Wir haben uns damals zum Essen getroffen und mir wurde erzählt, dass man einen Monat auf Mallorca verbringen möchte. Wenn ich das richtig zusammenbekomme, dann hat meine Schwester eine Finca auf der Insel gemietet und wollte diese untervermieten. Der erste Mieter: meine Mutter.

Vor ihrem Abflug haben wir uns dann ein weiteres Mal getroffen. Ich sollte die Schlüssel bekommen, um ab und zu nach der Wohnung zu sehen. Neben den Schlüsseln bekam ich auch einige Briefe in die Hand gedrückt. Diese waren an Stromversorger, Vermieter und Co. adressiert. Kündigungen, bei denen ich nur das Datum ergänzen muss. Äh… Ok.

Damals dachte ich noch, dass sei halt wieder so eine Macke. Meine Mutter kann getrost als rastlose Person bezeichnet werden. Manchmal hat sie einen verrückten Plan, fängt an diesen umzusetzen und lässt es dann doch wieder sein. Kam in den letzten 10 Jahren des Öfteren vor. Über diese Eskapaden könnte ich ein ganzes Buch schreiben…

Jedenfalls kam dann der Tag, an dem sie sich mit ihrem Hund Henry nach Mallorca aufgemacht hat.

2-3 Wochen habe ich erst einmal nicht viel von ihr gehört. Ab und zu kam eine Mail, dass es ihr gut geht, dass meine Schwester ihr alles zeigt und sie viel Spaß mit dem Garten der Finca hat.

Ich dachte bis dato immer noch, dass sich meine Mutter irgendwann langweilen und Heimweh bekommen würde.

Ausgewandert

Dann kam vor etwa einem Monat ein Anruf: Meine Schwester überführt ihr Auto nach Mallorca und ich sollte helfen, so viel Zeug wie möglich in den Wagen zu stopfen.

Ich nahm die Sache nun etwas ernster und fing auch an mir Sorgen zu machen. Meine Mutter ist 73 Jahre alt, spricht kein Wort Spanisch und hat auch noch nie im Ausland gelebt.

Alle Versuche ihr den „Unsinn“ auszureden scheiterten.

Zwei Wochen später stand dann die endgültige Wohnungsräumung in Berlin an. Einige Möbel und ihre persönliche Habe wurden in Kartons bzw. einen Container verfrachtet und nach Mallorca verschifft.

Weihnachten auf Mallorca

Seit der dritte Mann meiner Mutter (mein Vater war der zweite, der Vater meiner Schwestern der erste) vor einigen Jahren an Krebs gestorben ist, ist Weihnachten für sie wichtiger denn je. Der 24. ist ihr Tag, daran gibt es nichts zu rütteln. Alle haben nett zueinander zu sein, man hat ja nur eine Familie… Genau das Richtige für Weihnachtsmuffel wie mich.

Jedenfalls habe ich mir dann ein Herz gefasst und Flugtickets gekauft. Zwei Dinge, die ich nicht mag an einem Tag: Weihnachten und Flugzeuge. Meh.

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Immerhin kam ich nun endlich mal dazu, ein paar Animes zu schauen 😉

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Die Überraschung

Meine Mutter wusste davon nichts. Meine Schwester hat ihr erzählt, ihre beste Freundin würde ankommen.

Kurz nach der Landung habe ich dann meine Mutter angerufen und ihr frohe Weihnachten gewünscht. Ihr Gesichtsausdruck, als ich wenige Minuten später vor ihr stand war die Sache dann schon Wert.

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Nach etwa 30-Minütiger Fahrt habe ich dann zum ersten Mal ihr neues zu Hause in der Nähe der Stadt ‚Inca‚ gesehen:

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Zweifelsohne ein schönes Fleckchen Erde und ein schönes Häuschen. Allerdings ohne Meerblick. Es gibt nur Berge zu sehen. Meiner Mutter gefällt das aber so.

Ansonsten war das Wetter großartig, Heiligabend trotz einiger Streitereien ganz ok und der Sonnenuntergang richtig schön:

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Da vermisst man „weiße Weihnachten“ kein bisschen 😉

So in Berlin nicht möglich

Für den Preis einer durchschnittlichen 2-Zimmer-Wohnung bewohnt meine Mutter nun ein klimatisiertes, 200m² großes Haus auf Mallorca. Dazu kommt ein großes Grundstück.

Normalerweise steht die Finca im Winter leer und wird im Sommer für den doppelten Preis, den meine Mutter jetzt bezahlt, an Urlauber vermietet. Der Vermieter, dessen Elternhaus besagte Finca ist, ist aber mit meiner Mutter als Vermieterin so happy, dass es nun kein Ferienhaus mehr ist. Win-Win-Situation.

Was mir sofort aufgefallen ist: Haus und Garten tun ihr gut. Nachdem sie vor vier Jahren zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder in eine Mietwohnung gezogen war, war sie ständig bedrückt. Sie hing viel zu Hause rum und war übellaunig. All dies ist nun wie verflogen. Sie hat nette Nachbarn, kennt ihre Wege zu Lidl und anderen Einkaufsmöglichkeiten und lernt nun auch ein wenig Spanisch.

Trotzdem bleibt bei der Sache ein mulmiges Gefühl. Wenn irgendwas ist, kann ich nicht mal eben rumfahren… Ein normaler Besuch bei Muttern kostet dann auch mal eben 300€ und will geplant sein…

Und Henry?

Ihrem Hund Henry geht es jetzt auch besser. Er wirkte in letzter Zeit etwas gebrechlich (ist nicht mehr der Jüngste). Die vielen Spaziergänge und die Tatsache, dass er wieder einen eigenen Garten hat, haben seine Lebensgeister scheinbar auch wieder geweckt.

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Das hier sind übrigens seine Kumpels & Nachbarn:

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Der Heimflug

Freunde, sowas habe ich noch nicht erlebt. Wer den Flughafen auf Mallorca kennt, der weiß, das da immer ordentlich was los ist. Nicht so am 25. Dezember. Die meisten Geschäfte sind zu und der Flughafen, der sonst bis zu 400.000 Fluggäste pro Tag abfertigt ist eine Geisterstadt:

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Der Flieger selbst war dann auch nicht besonders voll. Hatte das hintere Drittel für mich alleine 🙂

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Mal schauen, ob nächstes Jahr wieder Weihnachten auf Mallorca anstehen werden…

 

23 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Danke für den Blick in dein Leben. Mallorca hat auch dir gut getan mein Freund – denn so kenne ich dich ja gar nicht….also so offen. Tut gut zu lesen und macht ein wenig neidisch. Coole Mutti….man ist nie zu alt für eine richtige Entscheidung……

  2. ChrisTa sagt:

    Na das war sicher eine tolle Überraschung. Bei uns war es eher umgekehrt: meine Nicht wohnt eigentlich auf Ibiza und kam über die Feiertage zu uns nach Nürnberg. Weiß war es hier ja auch nicht und von den Temperaturen her – absolut nicht normal für diese jahreszeit.
    LG

  3. Christopher sagt:

    Hi,

    wenn es finanziell möglich ist, ist der Schritt der Auswanderung doch schön, Henry scheint es u.a. ja auch gut zu bekommen. Ich hoffe deine Mutter hat ein wenig weiter gedacht / vorgesorgt, sollte sie einmal Pflege benötigen könnte dies in Spanien SEHR preisintensiv werden.

    Viele Grüße
    Christopher

  4. Michael sagt:

    Wow, bin baff, wenn jemand in dem Alter auswandert.
    Aber Deiner Mutter scheint es dabei ja sehr gut zu gehen.
    Ich hoffe, es bleibt dabei und sie hat noch viele schöne Jahre auf Mallorca.

    Lieben Gruß

    Michael

  5. Mutig ist sie… Deine Mutter, dass muss man ihr definitiv lassen. Mit 73 Jahren so einen Schritt zu wagen ist schon beachtlich und sicher nicht alltäglich. Wenn alle Überredungskünste völlig fehlgeschlagen haben hat sie auch noch einen starken Willen.

    Doch wenn es ihr Wunsch war, wenn sie sich das leisten kann und wenn es ihr gut tut – Recht hat sie. Mallorca ist nicht Thailand (da zieht es auch manchen Rentner hin) und in sehr kurzer Zeit zu erreichen. Sie ist also nicht aus der Welt 😉

    Die Bilder – klasse. Die sprechen eindeutig für den Schritt Deiner Mutter. Ich drück ihr die Daumen, dass sie dort zurecht kommt und sich wohlfühlt!

  6. Uli sagt:

    Die wärmeren Temperaturen sollen älteren Menschen ja gut tun, das haben auch meine Schwiegereltern bei ihren Tripps gemerkt. Warum also nicht sein Rentendasein verleben, wo es warm ist!?

    Du in Berlin hast aber eine super Anbindung nach Mallorca, von daher geht es. Du kannst auch in Deutschland mal eben 300€ für Hin- und Rückreise mit nem Zug verbraten. Das planen nämlich Tante und Cousine ein, wenn die aus Stuttgart nach Rügen kommen und nur kurzfristig ein Ticket kaufen konnten.

  7. bluhnah sagt:

    Boah – deine Mutter ist echt cool 🙂
    Da würde es mir auch gefallen und du wartest sicher nicht bis nächstes Weihnachten, um sie zu besuchen? 🙂

  8. Sebastian sagt:

    Bei dem Preis/Leistung der „Unterkunft“ kann man das nur verstehen. Ich habe mal vor einiger Zeit gehört, das die englischen Krankenkassen ihre Senioren auf ihre Kosten nach Süd-Afrika auswandern lassen.
    Vorteil: Weniger Kosten (Personal und Unterkunft) und besseres (Rest-)Leben als in dem Altenheim vor Ort.
    Von daher scheint deine Mutter alles richtig gemacht zu haben. Wie Caschy schon sagte: Man ist nie zu alt für eine richtige Entscheidung.

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